„Das Irrationale einer Gestalt ist entscheidender
als das Wissen, das sie ausstrahlt.“


Urs Rechn

„The irrational part of a character is more decisive
than the knowledge it conveys“

Über den Schauspieler

 

„Leben heißt: einander nicht schonen. Es kommt nur darauf an, wenigstens ein Höchstmaß an Fair Play durchzusetzen.“

 

Neben seiner Theaterkarriere ist Urs Rechn seit 1997 auch als Schauspieler in Film und Fernsehen gefragt. Er spielte in vielen deutschen Fernsehserien, so Polizeiruf 110, Tatort, GSG 9 – Ihr Einsatz ist ihr Leben und Die Kommissarin. Im Film ist er in zahlreichen Haupt- und Nebenrollen in deutschen und internationalen Produktionen zu sehen, unter anderem in Hunger auf Leben (2004), Das wilde Leben (2007) und Wir waren Könige (2014) und ab dem 10.03.2016 in einer Hauptrolle in der ungarischen Produktion Saul fia.

Auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2015 lief „Saul fia“ von László Nemes im Wettbewerb und bekam von der internationalen Jury die zweithöchste Auszeichnung des Festivals verliehen, den Grand Prix. Der Film thematisiert die Rolle der Angehörigen eines Sonderkommandos im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau neu. Urs Rechn spielt die Rolle des jüdischen Oberkapos Biedermann.

Saul fia wurde am 10. Januar 2016 mit dem Golden Globe, am 28. Februar 2016 mit dem Oscar als bester fremdsprachiger Film und am 12. Februar 2017 mit dem „Stella Award“/EE British Academy Film Awards (BAFTA) als „Best Film Not in the English Language“ ausgezeichnet.

Urs Rechn arbeitet auch als Sprecher in Rundfunk und Hörspiel.

about  Urs Rechn

 

„Life implicates: not sparing one another. The crucial part is to at least accomplish a maximum of fair play.“

 

Since 1997, Urs Rechn featured in various plays on theater stages across Germany as well as being a celebrated actor in national and international film and television productions. He performed both in main roles and supporting acts.

During the Cannes Film Festival 2015, the film Saul fia written by Laszlo Nemes was part of the competition and achieved the second highest prize, the Grand Prix. The film broaches the issue of members of a „Sonderkommando“ (work units consisting of death camp prisoners) in Auschwitz-Birkenau from a completely new and so far unseen perspective.

Urs Rechn plays the main role of the Jewish Oberkapo Biedermann.

Saul fia was also awarded a Golden Globe 2016, an  Academy Award 2016 in the category of Best Foreign Language Film and a „Stella Award“/EE British Academy Film Awards (BAFTA) as „Best Film Not in the English Language“.

Furthermore, Urs Rechn works as narrator for radio plays and broadcasting.

Urs Rechn 2016 von Walter Schönenbröcher

U

Karriere

„Der Mensch braucht Rivalen, stimulierende Feindseligkeiten und nützliche Hindernisse. Er muß in sich widersprüchliche Ideale beherbergen. Die Konflikte, die daraus entstehen, sind sein Reichtum, nicht sein Fluch. Ich trage jedenfalls immer kleine, aber verheerende Bürgerkriege in mir aus.“

Foto: Peter Manev

Urs Rechn kam als Sohn des Malers und Graphikers Günther Rechn und seiner Frau Beate, einer Gebrauchsgraphikerin, in Halle/Saale zur Welt. Seine Theaterkarriere begann bereits zu Schulzeiten am Staatstheater Cottbus. Im Anschluss an sein Abitur ging Rechn an die renommierte Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, um Schauspiel zu studieren. Bereits während seines Studiums trat er am Staatsschauspiel Dresden auf. sein Studium schloss er 2005 mit einer Diplomarbeit ab, in der er sich insbesondere seinen konträren Leitfiguren Brecht und Beckett widmet.

Urs Rechn was born in Halle / Saale to painter and graphic artist Günther Rechn and his wife Beate, who is a designer. His career on stage began during his time at secondary school at the Staatstheater Cottbus. Following his A-Levels and a full service with the German paratroopers, Rechn enrolled in acting studies at the renowned Hochschule für Musik und Theater Felix Nedelssohn Bartholdy in Leipzig.

It was already during his studies that Rechn performed at Staatsschauspiel Dresden. He finished his Diploma in 2005 by producing a thesis on his contrary guiding figures Brecht and Beckett.

Foto: Peter Manev

Unmittelbar nach seinem Hochschulabschluss im Jahr 2005 wurde Rechn am Landestheater Tübingen engagiert. Herausragende Rollen in dieser Zeit waren der Jason in „Mamma Medea“ von Tom Lanoye, der Orestes in Goethes „Iphigenie“ sowie der Yang Ssun in Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“.
Nach der Zeit am Tübinger Landestheater erhielt Rechn ein Engagement an den Städtischen Bühnen Chemnitz (2008-2013). Dort glänzte er insbesondere als Amphitryon, in der gleichnamigen Tragikomödie von Heinrich von Kleist,  und als Stanley Kowalski in Tennessee Williams’ Drama „A Streetcar named desire“, in welchem er von der Kritik für die „Aggression … von elementarer Plötzlichkeit“ und das „machohaft Dominante“, das sich in seinem Spiel ausgedrückt habe und das ihn in die Nähe von Marlon Brando rücke, gefeiert wurde. In Chemnitz war Rechn auch als Regisseur erfolgreich: so inszenierte er 2009 zusammen mit Mario Grünewald und Werner Hasselmann Kafkas „Bericht für eine Akademie“ (zugleich spielte er darin den Rotpeter). Einen Höhepunkt erreichte Rechns Zeit in Chemnitz mit der Darstellung des Peachum in Brechts „Dreigroschenoper“ 2011.

Immediately after his degree in 2005 Rechn got an engagement at the Landestheater Tübingen. He excelled in roles such as

– Jason in „Mamma Medea“ by Tom Lanoye

– Orestes in Goethes „Iphigenie“

– Yang Ssun in Brechts „The Good Person of Szechwan“.

Rechns next engagement was at the Städtischen Bühnen Chemnitz (2008 – 2013).

Remarkable also was his role as Stanley Kowalski in Tennessee Williams‘ „A streetcar named desire“ (directed by Enrico Lübbe); Rechn was especially celebrated for his „sudden aggression“ and macho-like dominance, reminding critics of the acting style of Marlon Brando.

It was during this time in Chemnitz that Rechn did his first successful steps as director: together with Mario Grünewald and Werner Hasselmann he stage-managed Kafkas „A Report To An Academy“ (and played Rotpeter in it) in 2009.

Another highlight certainly was his remarkable performance of Peachum in Brechts „Threepennyopera“ in 2011.

Foto: Peter Manev

Urs Rechn ist nicht nur ein gefeierter Theaterschauspieler, sondern auch häufig in Film und Fernsehen zu sehen. TV-Zuschauer konnten ihn etwa in „Polizeiruf 110“, „Tatort“, „GSG 9 – Ihr Einsatz ist ihr Leben“ und „Die Kommissarin“ erleben. Wichtige Auftritte auf der Kinoleinwand waren unter anderem „Hunger auf Leben“ (2004), „Das wilde Leben“ (2007) und „Wir waren Könige“ (2014). Die vorläufige Krönung seiner Filmkarriere erlebte Urs Rechn mit dem ungarischen Holocaust-Epos „Son of Saul“ von László Nemes (2015): der Film, der das Schicksal des „Sonderkommandos“ im Vernichtungslager Auschwitz behandelt und in dem Rechn den jüdischen Oberkapo Biedermann spielt, wurde mit dem Grand Prix von Cannes 2015, mit dem Golden Globe für den besten fremdsprachigen Film 2016  in der gleichen Kategorie mit dem Academy Award / Oscar 2016 ausgezeichnet. 2017 folgte dann der „Stella Award“ der BAFTA (British Academy of Film and Television Arts) in der Kategorie „Best Film Not in the English Language“.

Series (inter alia)

Polizeiruf 110

Tatort

GSG 9 – Ihr Einsatz ist ihr Leben

Die Kommissarin

X-Company

Movies (inter alia)

Hunger auf Leben (2004)

Eight Miles High (2007)

The Kings Surrender (2014)

Son of Saul (2015)

Preliminary height of his cinematic career is his main role in Laszlo Nemes‘ film „Son of Saul“ (2015) which was awarded the Grand Prix at the Cannes Film Festival 2015, the Golden Globe 2016 for Best Foreign Language Film, the Academy Award 2016 in the same category and 2017 the „Stella Award“/EE British Academy Film Awards (BAFTA) as „Best Film Not in the English Language“.

 


 

„Man needs rivals, stimulating animosities and beneficial obstacles. One must accommodate conflicting ideals, for these conflicts represent enrichment, not detriment. I for one am used to fighting tiny but truculent civil wars within myself.“

R

Medien

„Solide ist, bei aller Verweslichkeit der schauspielerischen Arbeit, wenn ich etwas so gut erzähle, wie ich es kann. Diese Haltung ist das einzige, was in diesem Beruf Gültigkeit hat – bis in alle Ewigkeit und bis in die schlechteste Serienfigur hinab.“

— Audio —


 

„My aim is, even when taking into account all fugacity in this world, to narrate as ably as possible. This attitude, in my opinion, is the only valid common ground in my profession, for all eternity and applicable to the weakest role in a poor series.“

S

Photos

„Die Message soll also lauten: Couragiert sein, ohne anarchisch werden zu müssen. Instinkten vertrauen, statt Vorschriften zu folgen – damit ein paar ruppige Wahrheiten mehr über diese Welt zu verbreiten. […] Es gibt doch heute fast nichts mehr, was man für wert erachtet und also bewahren und weitergeben möchte. Ich meine das ganz unpolemisch, es ist eine Feststellung, ich habe diese Welt nicht gemacht. Mir fehlt auch der idealistische Glaube, den Brecht verbreitete: Es komme nicht darauf an, gut zu sein,  sondern dafür zu sorgen, daß man nach entsprechender lebenslanger Anstrengung,  sterbend eine gute Welt verlassen kann. Das sei der Sinn allen Lebens. Aber dazu reicht sowieso kein einziges Leben. Stimmt, es kommt nicht darauf an, gut zu sein;  worauf es ankommt, ist: gut drauf zu sein und es zu bleiben und nicht unter die Räder zu kommen.  Es lohnt sich trotzdem, Nein zu sagen! Egal, wie die Welt nunmal läuft. Es lohnt sich auch, eine Sache, von der man überzeugt ist, sehr allein durchzuziehen –  selbst wenn man nicht alles vorausberechnen kann. Und jemanden, der dich stört, irgendwann, aber möglichst rechtzeitig eins in die Fresse zu hauen, das ist allemal besser, als den Betreffenden grösseres Unheil anrichten zu lassen. Denn das mit der Zivilcourage und einem gewissen Maß an Selbsthelfertum ist ja im Leben ein ganz schmaler Grat – weil unsere Gesellschaft jedem, der so sein will, permanent die Grenzen aufzeigt. „


 

„The message is: to discover and spread a few more gruff truths about this world by showing courage without being anarchistic; by trusting one’s instincts and not following provisions. […] Today, there seem to be only few things deserving protection in order to pass them on and I am eager to stress this is not meant in a polemic way but my perception of the matters of fact for I did not create this world. Also, I lack the idealistic belief embodied by Brecht, who claimed it is not important to be a good person but to take great pains in making sure that after a long life trying to change our world for the better, one can at least die in the knowledge that the world has become a better place. This, according to Brecht, is the meaning of life. Yet alone, no single life is enough to succeed in this endeavour. However he is right in saying it’s not the most important thing to be a good person. I say, it is of utter significance to be good tempered and full of joie de vivre. It is worthwhile to carry out one’s undertakings, even if it is impossible to anticipate the end. And first and foremost, do not forget to sooner or later kick someone’s ass who troubles you, for this is the better option than to allow more harm. The thing is, moral courage and interest in your own well-being are close together, since our society shows each person who wants to be like this at any possible opportunity that there are limits to help yourself.“

***

 


Galerie: ©Ray Van Zeschau


Galerie: ©Lutz Attila Windhorst

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