
Urs Rechn kam 1978 als Sohn des Malers und Graphikers
Günther Rechn und seiner Frau Beate, einer Gebrauchsgraphikerin, in Halle/Saale zur Welt.
Schon früh begann seine künstlerisch-musikalische Ausbildung: mit sechs Jahren begann er das Cellospiel,
mit neun gesellten sich das Waldhorn und das Klavier dazu,
welche er dann ab 1987 an der Spezialschule der Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig / Halle eingehend studierte.
Nach dem Wechsel an das Konservatorium Cottbus begann Urs Rechn dann im Jugendsinfonieorchester und Jugendblasorchester zu spielen
und er erhielt Unterricht im Dirigieren bei Hans Hütten.
In diese Zeit, Mitte der Neunziger Jahre, fielen auch seine ersten professionellen Erfahrungen am Staatstheater Cottbus.
Er spielte mehrere kleine Rollen unter der Regie von Christoph Schroth und Rainer Flath (u.a. in „Ole Bienkopp“ oder „Hamlet“)
und er sang im Chor des Staatstheaters in der Zauberflöte und in Carmina Burana.
Im Anschluss an sein Abitur verpflichtete sich Rechn unter anderem bei den Fallschirmjägern der Saarlandbrigade und kehrte,
nach ausgiebigen Trainings, erfolgreichen harten Prüfungen und sehr eindrücklichen Erfahrungen aus dem Einsatz zurück
an die renommierte Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig, um Schauspiel zu studieren.
Bereits während seines Studiums spielte er am Staatsschauspiel Dresden.
Sein Studium schloss er 2005 mit einer Diplomarbeit ab, in der er sich insbesondere seinen konträren Leitfiguren Brecht und Beckett widmet.
Unmittelbar nach seinem Hochschulabschluss im Jahr 2005 wurde Rechn am Landestheater Tübingen engagiert.
Herausragende Rollen in dieser Zeit waren der Jason in „Mamma Medea“ von Tom Lanoye, der Orestes in Goethes „Iphigenie auf Tauris“
sowie der Yang Ssun in Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“.
Nach der Zeit am Tübinger Landestheater erhielt Rechn ein Engagement an den Städtischen Bühnen Chemnitz (2008-2013).
Dort glänzte er insbesondere als Amphitryon, in der gleichnamigen Tragikomödie von Heinrich von Kleist, und als Stanley Kowalski
in Tennessee Williams’ Drama „A Streetcar named desire“,
in welchem er von der Kritik für die „Aggression … von elementarer Plötzlichkeit“ und das „machohaft Dominante“,
das sich in seinem Spiel ausgedrückt habe und das ihn in die Nähe von Marlon Brando rücke, gefeiert wurde.
In Chemnitz war Rechn auch als Regisseur erfolgreich: so inszenierte er 2009 zusammen mit Mario Grünewald und Werner Hasselmann
Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“ (zugleich spielte er darin den Rotpeter).
Einen Höhepunkt erreichte Rechns Zeit in Chemnitz mit der Darstellung des Peachum in Brechts „Dreigroschenoper“ 2011.
Urs Rechn ist nicht nur ein gefeierter Theaterschauspieler, sondern auch häufig in Film und Fernsehen zu sehen.
TV-Zuschauer konnten ihn etwa in „Polizeiruf 110“, „Tatort“, „GSG 9 – Ihr Einsatz ist ihr Leben“ und „Die Kommissarin“ erleben.
Wichtige Auftritte auf der Kinoleinwand waren unter anderem „Hunger auf Leben“ (2004), „Das wilde Leben“ (2007) und „Wir waren Könige“ (2014).
Die vorläufige Krönung seiner Filmkarriere erlebte Urs Rechn mit dem ungarischen Holocaust-Epos „Son of Saul“ von László Nemes (2015):
der Film, der das Schicksal des „Sonderkommandos“ im Vernichtungslager Auschwitz behandelt
und in dem Rechn den jüdischen Oberkapo Biedermann spielt, wurde mit dem Grand Prix von Cannes 2015, mit dem Golden Globe
für den besten fremdsprachigen Film 2016 in der gleichen Kategorie mit dem Academy Award / Oscar 2016 ausgezeichnet.
2017 folgte dann der „Stella Award“ der BAFTA (British Academy of Film and Television Arts)
in der Kategorie „Best Film Not in the English Language“.
Weitere internationale Aufmerksamkeit erlangte Rechn u.a. mit der impulsiven Darstellung des Kommissar Seiler in Christian Alvarts Serie „Dogs Of Berlin“,
mit seinem prägnant-zerrissenen Spiel als Vater und Dorfpolizist Mikkel Schwarting in Christian Alvarts Serie „Sløborn“,
als eigentümlich autoritärer Kunolf der Brukterer in der Netflix Serie „Barbaren“,
oder als russischer Gesandter Kirov in Per Flys Kinofilm „Hammarskjöld“.